Was sind Lernstrategien und welche Arten lassen sich unterscheiden?

Definition von Lernstrategien nach Pressley:
"Zielgerichtete, potentiell bewusste und kontrollierbare Prozesse."
Potentiell bewusst meint, zu Beginn bewusst einzuüben, aber mit zunehmender Automatisierung unbewusste Anwendung.

Ergänzung von Klauer:
"Pläne für eine Handlungssequenz, die auf die Erreichung eines Lernziels ausgerichtet sind."

Systematisierung von Friedrich und Mandl
(ohne Absolutheitsanspruch, da Strategien häufig multifunktional sind)

  1. Kognitive Lernstrategien
    1. Verarbeitung von Informationen
      • Informationsaufnahme
      • Verarbeitung
      • Speicherung
      • Abruf
      • Transfer etc.
    2. Metakognitive Lernstrategien zur Steuerung und Kontrolle des Lernprozesses, werden eingesetzt zur
      - Planung („Wie gehe ich am besten vor?“)
      - Überwachung („Habe ich das wirklich verstanden?“)
      - Bewertung („Das habe ich noch nicht richtig gelöst“) und Steuerung („Da muss ich jemanden fragen“) des Lernprozesses.
      1. Wiederholungsstrategien
        Aufrechterhaltung einer Information im Arbeitsgedächtnis und der
        Überführung ins Langzeitgedächtnis
      2. Elaborationsstrategien
        neue Informationen in bestehende Wissensstrukturen integrieren
        • Fragen stellen
        • Analogien herstellen
        • Visualisierungen
        • Notizen machen
        • Vorwissen aktivieren
      3. Organisationsstrategien
        Informationen in eine sinnvolle Struktur bringen zur tieferen Verarbeitung und dem dauerhaften Behalten von Informationen
        • Zusammenfassungen von Texten erstellen
        • Überschriften bilden
        • Mind Maps erstellen
    3. Strategien zur Wissensnutzung,
      sollen hauptsächlich eingesetzt werden, wenn Inhalte auch in anderen Bereichen eingesetzt und genutzt werden sollen (Transfer)
  2. Motivations- und Emotionsstrategien
    Aktivierung und Aufrechterhaltung der Motivation zum Lernen
    Sie beeinflussen den Lernprozess dabei indirekt z. B. durch das aufgewendete Maß an Anstrengung und Ausdauer oder die Auswahl der Aufgaben und der Lernstrategien.
    Emotionale Lernprobleme, wie z. B. Prüfungsangst, können z. B. durch das Herbeiführen eines entspannten Zustandes oder der positiven Uminterpretation der Situation als kontrollierbar beeinfluss werden.
    Beispiele für Motivations- und Emotionsstrategien:
    • Anreize setzen
    • Realistische Zielsetzung
    • Persönlichen Bezug zum Lerngegenstand herstellen
  3. Strategien für das kooperative Lernen
    z. B. Koopertionsskripts für interaktive Lernformen oder "Academic Help Seeking". Voraussetzung ist, dass der soziale Austausch adäquant gestaltet wird.
  4. Strategien zur Ressourcennutzung
    Strategien zur Gestaltung von Lernsituationen können insbesondere zur Aufrechterhaltung des Lernprozesses förderlich sein (volitionale Strategien), z. B. durch Bewusstmachen typischer Ablenkung und deren Elimination, Abwechslung schaffen usw.
    • Arbeitszeit effektiv planen und einteilen
    • die Lernsituation oder den Arbeitsplatz angenehm und lernförderlich gestalten
    • externe Wissensspeicher sinnvoll organisieren und strukturieren 

Brünken, Münzer und Spinath 2019

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